Der Trakehner und seine Geschichte

Vom 13. Jahrhundert bis zur Gründung des königlichen Stutamtes Trakehnen im Jahr 1732

Der Ursprung der Zucht der Trakehner Pferde geht zurück auf die Zeit des 13. Jahrhunderts, als die Ordensritter in jenes Land zogen, das später zum Hochzuchtgebiet des ostpreußischen Warmblutpferdes Trakehner Abstammung werden sollte, denn die kleinen, flinken und zähen, meist mausgrauen Pferde aus der bodenständigen Zucht der einheimischen Pruzzenbevölkerung, die als Tarpan-Nachkommen einem dem Konik ähnlichen Pferdetypus entsprachen und Schweike genannt wurden, genügten zwar den Einheimischen als Helfer in der Landwirtschaft, Reitpferd bei der Jagd und kriegerischen Auseinandersetzungen, aber trotz ihrer Leistungsfähigkeit entsprachen sie nicht den Ansprüchen der Ordensritter, obwohl diese das Schweikepony durchaus als Zugpferd vor leichten Fahrzeugen schätzten und für den kavalleristischen Einsatz als bewegliche Pferde für die Kampfreiterei nutzen – doch für den eigenen Bedarf ließen sie bald schon Pferde aus den deutschen Landen nachkommen und begannen Gestüte einzurichten, um die Remontierung aus eigener Zucht zu sichern.
So waren um 1400, zur Glanzzeit des Deutschen Ritterordens, 31 Gestüte bekannt, in denen ein schweres Reitpferd gezüchtet wurde, welches kalibrig genug war, den Ansprüchen des gepanzerten Ritterheeres zu genügen, doch auch die kleinen Schweiken wurden weiterhin reingezüchtet und in ihrer Fortentwicklung gefördert, bis 1410 nach der Schlacht von Tannenberg der Orden zerfiel und die nachfolgenden Kriege den Niedergang der einst blühenden Pferdezucht einläuteten.
Erst 200 Jahre später, bei Übernahme der Regentschaft durch Herzog Albrechts Enkel, Markgraf Georg Friedrich, wurde die Pferdezucht wieder nach strengen Maßnahmen der Selektion weitergeführt.
Durch strukturelle Veränderungen im Lauf der Jahrhunderte, nach denen sich die Einsatzmöglichkeiten des Pferdes wieder an die Ansprüche des Gebrauchs anpassen mussten, wurden dem Geschmack jener Zeit entsprechend orientalisch beeinflusste Veredlerhengste, sowie Spanier und Neapolitaner ins Land geholt, denn es sollte ein leichteres Pferd für militärische Zwecke gezüchtet werden, mit dem die Marställe mit Remonten versorgt wurden.
1701 erhielt das Pferd und seine Zucht erneut eine große Bedeutung für sein Land, denn zur Krönungsfeierlichkeit des Preußenkönigs Friedrich I. waren 1.000 Pferde seines Marstalls, die Pferde der Leibgarde und 30.000 Vorspannpferde, welche seine Untertanen stellen mussten, nötig, um den König samt Gefolge von Charlottenburg nach Königsberg zu bringen und diese Pferde mussten natürlich zu diesem Zweck auch gezüchtet werden, doch war es wohl eher die preußische Sparsamkeit, als die Liebe zum Pferd, welche der Zucht neuen Aufschwung verlieh, schließlich war es günstiger, Pferde aus den eigenen Beständen zu nutzen, als teuer Pferde nach Ostpreußen zu importieren.
Erst der Nachfolger Friedrichs I., der preußische Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I setzte sich tatsächlich für die Pferdezucht ein, denn er erließ zwei Monate nach seinem Amtsantritt, ein Edikt zur Verbesserung der Pferdezucht.
Doch auch er tat das wohl in erster Linie darum, weil sich die schon erwähnte preußische Sparsamkeit so gar nicht mit den Importen der Pferde aus dem Ausland vertrugen, mit denen er den königlichen Marstall bestückte und er überzeugt war, dass wenn es ihm gelänge die in jener Zeit arg vernachlässigte Pferdezucht in den Provinzen Preußens wieder zu neuer Blüte zu treiben, er die Remonten aus den eigenen Beständen rekrutieren könnte, was natürlich sehr viel günstiger war, als Auslandseinkäufe.
Bis er jedoch 1732 das Hauptgestüt Trakehnen per Erlass gründete, vergingen sieben Jahre, denn zunächst einmal beschloss er 1725 die über das ganze Land zerstückelten und zerstreuten Zuchtbestände seiner Gestüte und Marställe zu vereinen.
Dafür suchte ein ursprünglich sehr sumpfreiches Gebiet nördlich der Rominter Heide, im Gelände des Flusses Pissa zwischen Stallupönen und Gumbinnen aus, welches Jahrhunderte lang litauischen Großfürsten als Jagdgebiet gedient hatte. Durch Rodung und Trockenlegung wurde dem Flussgebiet der Pissa und der Rodupp ein Gelände von der Große von 3.500 Hektar abgetrotzt. Doch die sumpfige, unwirtliche, öde und verwilderte Landschaft war nahezu vollkommen durch die Pest entvölkert worden und so kommandierte er 600 Infanteristen aus Memel ab, um das Gebiet zu entwässern, zu roden und es in fruchtbare Äcker, Wiesen und Weiden zu verwandeln, denn der Boden dort war ein guter lehmiger Sandboden und die Wiesen leicht anmoorig. Um das Land neu zu besiedeln, ließ er 150 in der Nachbarschaft gelegene Bauerhöfe besetzen, bot außerdem protestantischen Glaubenflüchtigen aus Salzburg die Ansiedlung an und holte Instleute mit ihren Familien nach Trakehnen, wo am 1. September 1732 die Fertigstellung und Errichtung des neuen „Königlichen Stutamtes Trakehnen“, welches von 1786 an „Königlich Preußisches Hauptgestüt Trakehnen“ und ab 1919 bis zum Ende 1944 „Preußisches Hauptgestüt Trakehnen“ hieß, etwas mehr als ein Jahr nach seinem Befehl vom 11. Juli 1731 zur Vereinigung aller Pferdebestände Ostpreußens zu einem Gestüt, als abgeschlossen vermeldet werden konnte.
1.101 Pferde beherbergte es am Anfang, darunter 513 Mutterstuten und es umfasste zu jener Zeit die Vorwerke Trakehnen, Jonasthal, Bajohrgallen, Gurdszen, Kalpakin, Guddin, Birkenwalde und Janszlauken mit einer Gesamtgröße von 10.000 Morgen.
Trakehnen war somit zu eben dem züchterischen Nabel geworden, welcher der heimischen Zucht durch Stützung und Lenkung des Staates die entscheidende Grundlage gab und so entstand wohl alleine daraus schon die Berechtigung, das Gründungsjahr des königlichen Stutamtes Trakehnen, das mit seiner so bedeutungsvoll auf die Gesamtzucht des Trakehner Pferdes wirkenden preußischen Gestütsverwaltung auch als Gründungsjahr der Trakehner Zucht einzusetzen.
Sieben Jahre später, bei seiner letzten Inspektionsreise durch Ostpreußen im August 1739 schenkte König Friedrich Wilhelm I. das Gestüt seinem Sohn, dem am 24. Januar 1712 geborenen Kronprinzen Friedrich, welcher von 1740 an als König in Preußen und ab 1772 als König Friedrich II von Preußen regierte und als alter Fritz oder auch als Soldatenkönig bekannt wurde, denn im Rahmen der von ihm begonnenen Schlesischen Kriege zwischen1740 und 1763 erreichte er für Preußen die Eroberung Schlesiens und mit dem für Preußen siegreichen Ausgang des siebenjährigen Krieges die europaweite Anerkennung als fünfte Großmacht in der Pentarchie nach Österreich, Frankreich, Russland und Großbritannien. Friedrich gilt noch heute als Repräsentant des aufgeklärten Absolutismus und bezeichnete sich selbst als „ersten Diener des Staates“.

Trakehnen im Wandel der Zeit seiner leitenden Persönlichkeiten und seiner züchterischen Epochen

1732 bis 1739
Das königliche Stutamt Trakehnen wurde zwar vom einfachen Stallmeister Greinert geleitet, stand jedoch unter der Regierungsaufsicht des Kronprinzen und späteren Preußenkönigs Friedrich II, der in den folgenden Jahren verlangte, dass das Gestüt Trakehnen, dessen Aufgabe vorher in erster Linie daraus bestand den königlichen Marstall mit Remonten zu versorgen, seine Einnahmen von zehn- bis zwölftausend Talern auf sechzehntausend Taler pro Jahr steigern müsste, denn zum einen sah er es als sichere Einnahmequelle zur Speisung seiner Staatsschatulle an, zum anderen entnahm er jährlich bis zu 12.000 Taler privat und remontierte die Kavallerie lieber aus der Ukraine, aus Polen oder aus Holstein, als Geld nach Trakehnen und in die eigene Zucht zu investieren, um sie weiter auszubauen und zu pflegen, obwohl er Trakehner als Kutschpferde schätzte, doch es schien im eben günstiger die Reitpferde außerhalb Ostpreußens zu holen und das eigene Gestüt dazu zu nutzen, Geld aus ihm zu pressen, als es hineinzustecken.
Damit brach natürlich auch keine leichte Zeit für das Hauptgestüt Trakehnen an, denn es musste, um der Weisung des Königs nach mehr Ertrag und Rentabilität zu erfüllen, nun auch wertvolles Zuchtmaterial aus den Gestütsbeständen verkauft werden.
Zwar wurden die Tiere teilweise von ostpreußischen Privatzüchtern und Domänepächtern erworben, die so eine sichere Basis für eine jahrhundertlange erfolgreiche Privatzucht schaffen konnten und gingen so der Gesamtzucht nicht verloren, aber dadurch verlor das Gestüt vielleicht auch etwas an Bedeutung, denn in der Übergangszeit vom 17. zum 18. Jahrhundert traten vermehrt hervorragende Privatzuchten in den Mittelpunkt wie die Gestüte der Grafen Finkenstein, Kalnein, Schwerin, von der Gröben, sowie des Baron Eulenburg und diverser anderer Pferdezüchter-Familien, welche in ihre Zuchtpferde investierten, während der König Friedrich II für sein Hauptgestüt Trakehnen keine Mittel bereitstellte, um zum Beispiel wertvolle Hengste zu erwerben, welche der Zucht als Wertbestand hätten dienen können. Statt dessen stammten die Beschäler fast ausschließlich aus der gestütseigenen Zucht oder der ostpreußischen Privatzucht und das so wichtige und zuchtbewährte Fremdblut beschränkte sich auf ganz wenige Hengste wie den bereits als Senior von 20 Jahren in den Dienst Trakehnens eingetretene Persianer, der sich noch acht Jahre vererben und große Zuchterfolge feiern durfte, seinen Enkel Spinola oder die englischen Hengste Hake, Admiral und Pitt, sowie Pitts Enkel Adler und diverse türkische Hengste wie zum Beispiel Hannibal und Bassa.

1739 bis 1781
Dass Trakehnen trotzdem nicht dem Untergang geweiht war, sondern dem Gestüt sogar die züchterische Fortentwicklung des Ostpreußischen Pferdes gelang, verdankt es wohl der geschickten und fachmännischen Leitung des 1746 bis 1781 amtierenden Kammerdirektor und Oberpräsidenten von Ost- und Westpreußen, Johann Friedrich von Domhardt, den König Friedrich II in den Jahren von 1746 bis 1780 einsetzte und ihm die oberste Aufsicht über Trakehnen gab, denn er diente, zusammen mit dem ihm ab 1771 unterstellten Kriegs- und Domänerat Wlömer, der in Gumbinnen mit der internen Leitung des Stutamtes Trakehnen beauftragt wurde, dem Fortbestand und der Qualitätsverbesserung der Landespferdezucht in einer Weise, die man nur als vorbildlich und vorzüglich beschreiben kann.
Bis zu von Domhardts Eintritt in das Amt, hatte von 1739 bis 1746 Stallmeister Singels das Gestüt geleitet und unter von Domhardts Ära waren es von 1746 bis 1748 Stallmeister Irminger und von 1748 bis 1786 vermutlich die Oberstutmeister Ernst und Laue, (was jedoch nicht mehr sicher zu ermitteln ist), denn Trakehnens Chef hatte seinen Sitz in Gumbinnen, später in Königsberg und brauchte daher einen Stallmeister mit Sitz direkt vor Ort, dem er die Leitung in seiner Abwesenheit anvertrauen konnte.
Unter der Leitung von Domhardts gelang es denn auch, trotz des Zwanges der Erwirtschaftung von Überschüssen, die Weiterentwicklung der Zucht zu forcieren, denn er war es, die den Zuchtfortschritt im Auge behielt und 1779 den Versuch wagte, elf als Landbeschäler aufgestellte Hengste in Trakehnen der bäuerlichen Züchterschaft zur Verfügung zu stellen und er war es auch, der erkannte, dass die Haltung der Deckhengste für die Landespferdezucht eine gewinnbringende Einnahmequelle sein konnte. Natürlich musste er, bevor er seine Ideen und Reformen des Gestütes in die Tat umsetzen durfte, den König von der Rentabilität der Aufstellung von Landesbeschälern überzeugen, was ihm gelang und nach den ersten erfolgversprechenden züchterischen Resultaten und der guten Resonanz auf die Landbeschäler, billigte er nicht nur von Domhardts Idee weiterhin, sondern war sogar einverstanden, dass er ihre Zahl auf 21 erhöht werden durfte.

1781 bis 1786
In den fünf Jahren nach der Leitung Johann Friedrich von Domhardts waren es vor Ort im Hauptgestüt Trakehnen vermutlich noch immer die Oberstutmeister Ernst und Laue, denen die Leitung des Gestütsbetriebes oblag und sie unterstanden von 1781 bis 1782 Kammerdirektor Wagner und von 1782 bis 1786 Kammerdirektor Freiherr von der Goltz. Züchterisch war ihre Amtszeit noch von ihrem Vorgänger geprägt und so kam es zu keinen Veränderungen, durch die sie in bleibender Erinnerung geblieben wären.

1786 bis 1789
Nach dem Tod des König Friedrich II am 17. August 1786 in Potsdam, ging das Gestüt in den Staatsbesitz Preußens über und wurde das staatliche Hauptgestüt mit dem offiziellen Namen „Königlich Preußisches Hauptgestüt Trakehnen“.
Die Oberaufsicht oblag von da an dem jeweiligen Leiter des Königlichen Obermarstallamtes in Berlin und die Leitung wurde in die Hände von Landstallmeistern gelegt.
1786 gründete die Preußische Gestütsverwaltung mit dem Litauischen Landgestüt das erste Landgestüt und im gleichen Jahr wurde Carl Heinrich August Graf von Lindenau zum Chef aller preußischen Haupt und Landgestüte eingesetzt und regierte sie bis zum Jahr 1808. Seine Nachfolger waren Ludwig von Jagow, Carl Freiherr von Knobelsdorff, J. G. Freiherr von Brandenstein und als Interimslösung Carl Ludwig von Below und Graf von Brühl.
Carl Heinrich August Graf von Lindenau reorganisierte das nun verstaatlichte Gestüt Trakehnen vor allem, indem er bereits im Juni 1787 eine Generalmusterung des gesamten Hauptgestütes vornahm, bei welcher er unter anderem von 38 Hauptbeschälern 25 und von 356 Mutterstuten 144 ausmusterte. Seine Weisungen für die Leitung des gesamten Wirtschaftsbetriebes waren genauso klar definiert, wie die mit denen er die Zucht bestimmte.
Unter seiner Leitung wurde von 1787 bis 1789 Friedrich Carl Ludwig von Brauchitsch (* 1755; † 1839), Landstallmeister von Litauen, als erster selbstständiger Leiter von Trakehnen bestellt und er nahm als erster Landstallmeister auch einen direkten und ständigen Wohnsitz in Trakehnen ein, um die Geschicke des Gestütes direkt vor Ort zu überwachen und zu leiten.
Mit Beginn von dessen Amtszeit wurde die erste Einteilung der Mutterstuten in Herden vorgenommen und so wurde die Zucht in ein Reitpferdegestüt und in ein Wagenpferdegestüt unterteilt und die Herden zusätzlich nach Farben sortiert auf die zunächst zwölf einzelnen Vorwerke und das Hauptvorwerk Trakehnen verteilt, wobei auf einigen von ihnen nicht nur Pferde, sondern auch Rinder, Mastochsen und Schafe untergebracht waren.
In Trakehnen verblieb zu jener Zeit die gemischtfarbige Mutterstutenherde des Reitschlages und in Bajohrgallen stand ebenfalls eine gemischtfarbige Reitpferdherde, während die Rappen des Wagenpferdschlages in Gurdszen, die Braunen des Wagenpferdschlages in Kalpakin und die Füchse dieses Types in Guddin untergebracht waren.
Nachdem das Jahr 1787 viele Neuerungen und Veränderungen brachte, war es auch das Jahr, in dem das Brandzeichen der einfachen, rechtsseitigen und siebenzackigen Elchschaufel eingeführt wurde, welche dem Brandzeichen der Krone folgte, die fast 100 Jahre lang die von den Landgestütsleitern zur Zucht ausgewählten und als qualitativ und für den Zuchtfortschritt geeigneten geeignet eingestuften Stuten erhielten. Zuerst bekamen zwar nur die Pferde des Reitschlages, welche in Trakehnen geboren wurden die einfache, rechtsseitige Elchschaufel auf den rechten Hinterschenkel gebrannt, ab 1815 aber alle in Ostpreußen geborenen Pferde Trakehner Abstammung und die Pferde aus dem Bestand des Hauptgestütes tragen die doppelte Elchschaufel auf dem linken Hinterschenkel.
Gleichzeitig wurden ebenfalls im Jahr 1787 die ersten vier Landgestüt- Marställe Ragnit, Oletzko, Trakehnen und Insterburg eingerichtet, denen 1788 das Landgestüt Marienwerder folgte. Dies mag wohl die Grundsteinlegung einer erfolgreichen Landespferdezucht gewesen sein, denn ein Aufschwung nach Qualität und Anzahl der Pferde zeichnete sich rasch ab und läutete die Zeit des Beginns der Remontierung im eigenen Land im großen Umfang ein.
Die Landgestüte unterstanden bis zum Jahr 1824 dem jeweiligen Landstallmeister von Litauen und wurden erst 1877 selbstständig.

1789 bis 1814
Nachfolger von Friedrich Carl Ludwig von Brauchitsch in Trakehnen wurde von 1789 bis 1814 als zweiter Landstallmeister von Litauen Friedrich Carl Ludwig von Below (* 1750; † 1814), doch seine Amtszeit wurde überschattet von den neapolitanischen Kriegen und dem Untergang Preussens. In der Zeit seines Wirkens als Landstallmeister mussten die Zuchtpferdebestände der Landgestüte sowie des Hauptgestütes Trakehnen gleich zweimal vor den herannahenden französischen Truppen Napoleons fliehen: 1806 ins russisch kontrollierte Litauen und im Dezember 1812 nach Oberschlesien in die Orte Ratibor und Troppau.
Zwar konnte ein Teil der Bestände an Zuchtpferden im Oktober 1813 wieder nach Trakehnen zurückkehren, aber nachdem Preußen in den Befreiungskriegen zuvor über 90.000 Pferde verloren hatte, waren auch die Bestände Trakehnens auf lediglich noch 600 Zuchtpferde zusammengeschmolzen.
Der Krieg und die Zeit danach hatte aber auch die Situation der Marställe Ragnit, Oletzko, Trakehnen und Insterburg und ihrer Hengste verändert, denn bereits im Laufe des Krieges 1806/07 wurde zuerst das Landgestüt Ragnit aufgegeben, dann wurde1824 der Bestand aus Oletzko nach Gudwallen, welches als Landgestüt 1929 aufgelöst wurde überstellt, 1877 der Marstall Trakehnen nach Rastenburg verlegt und das Landgestüt Insterburg übersiedelte 1899 nach Georgenburg, das sich anschließend nicht nur zum größten der Preußischen Landgestüte aufschwang, sondern überdies auch noch zum wohl züchterisch wertvollsten, denn hier standen zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine qualitätsvolle Auslese von nicht nur schönen, sondern auch gängigen Vererbern, die allen Anforderungen der Zucht gerecht wurden.
Neu gegründet wurde 1891 das Landgestüt Braunsberg und Marienwerder gehörte, nachdem es ab 1878 zu Westpreußen gezählt hatte und 1922 gemeinsam hiermit wieder der Ostpreußischen Regierung unterstellt wurde wieder zum Regierungsbezirk Ostpreußen.
Im Jahr 1814 war es dank der intensiven Bemühungen von Belows und dem ab 1808 unter von Below zunächst in das Amt des separaten Leiters des Hauptgestütes eingeführte, Wilhelm Carl Friedrich von Burgsdorff (* 1775; † 1849) wieder sehr viel besser um die landeseigne Zucht bestellt, denn am Ende der Amtszeit von Belows waren es bereits wieder 210 Mutterstuten, die in den Herden Trakehnens der Zucht zur Verfügung standen und die staatlichen Landgestüte konnten wieder eine stattliche Anzahl Pferde stellen, welche aus dem eigenen Land im Falle eines Krieges herangezogen werden konnten die Landesverteidigung war somit, zumindest was die Anzahl der Pferde betraf, wieder gesichert.

1814 bis1847
Ohne nun aber die Arbeit von Belows schmälern zu wollen, darf man vielleicht aber trotzdem behaupten, dass es vermutlich sein direkter Untergebener, Wilhelm Carl Friedrich von Burgsdorff (* 1775; † 1849) war, den er bereits während seiner Amtszeit mit einem Teil der Aufgaben betraut hatte und der 1814 seine Nachfolge antrat und ihm in das volle Amt folgte, der einen großen Anteil daran für sich verbuchen durfte, dass bereits 1831 keine Armeepferde mehr im Ausland gekauft werden mussten, denn die Pferdezucht entwickelte sich unter seiner Leitung zu einer stärkenden Säule der Landwirtschaft, weil sie ein sehr wichtiger Betriebszweig für sie wurde, nachdem er mit seinen Maßnahmen der Initiative zur Einrichtung von Remontendepots und dem Ausbau des Remontierungswesen in Preußen, welche bis in die Neuzeit spürbar blieben, der Zucht zu neuer Blüte verhalf.
1817 ließ er eine eigens für den Kauf von Remonten aufgestellte Remontekommisson die Auswahl für die dreijährigen Pferde treffen, welche dann für ein Jahr zur Ausbildung in sogenannten Remontedepots untergebracht wurden, bis sie der Truppe überwiesen werden konnten oder ausgemustert und entweder von Remontekommissionen anderer Länder verkauft wurden, oder in der Provinz blieben, beziehungsweise an Käufer im Ausland gingen.
Polen allein kaufte im Jahr 1828 1.500 Pferde in Ostpreußen, später sogar 2000.
Mit den Käufen für die Remontedepots und Nachfragen aus dem Ausland und den Nachbarländern war ein neuer lukrativer Betriebszweig der Landwirtschaft entdeckt worden und zu Anfang des 19. Jahrhunderts gab es allein 120 Privatgestüte, welche den Staat durch ihre hochkarätige Zucht unterstützen, genügend Remonten anbieten zu können. Zuchtstätten mit heute noch bleibendem Klang für die Nachwelt entstanden, wie Weedern, Tolksdorf, Georgenburg, Puspern, Steinort und viele andere und all diese Gestüte nahmen außer den Trakehnern nur Englisches Vollblut in ihre Zucht.
Mitte des 19. Jahrhunderts konnte dann bereits die Hälfte der Remonten auch vom bäuerlichen Klein- und Mittelbesitz gestellt werden, doch wenig später begannen die Bauern ihre Fohlen bereits im Absetzeralter an die Großgrundbesitzer zu verkaufen, denn einerseits waren diese Verkäufe eine gute Einnahmequelle und andererseits verfügten die Großbetriebe über bessere Aufzuchtmöglichkeiten der Jungtiere, denn auf den großen Gütern entstanden die großen und geräumigen Remonteställe, welche bis zur Vertreibung das Bild der Gestüte prägte und Ostpreußen den Namen „Remontenprovinz“ einbrachte.
Überall im Land fanden weit über 200 Remontemärkte statt, wobei auch private Remontemärkte größerer Züchter und Aufzüchter in jener Zeit immer häufiger auf den Gütern direkt abgehalten wurden, weil die Großbesitzer und Aufzüchter die großen Märkte lieber mieden, denn die Gefahr von Ansteckung mit Seuchen war dort sehr viel größer und auch der Aufwand des Transportes um die Remonten an den Märkten auszustellen sehr viel intensiver.
Ostpreußen, sowie Posen und Westpreußen waren nun laut Bestimmung der Kommission zur Förderung der Pferdezucht in Preußen zuständig dafür, die Remonten der Kavallerie stellen, während Hannover und Holstein ihre kräftigeren Jungpferde für die Artillerie und die schwere Kavallerie lieferten.
Im Einsatz in den Feldzügen 1866 und 1870/71 bewiesen sich die Trakehner Pferde und galten rasch als die besten Militärpferde und ihr guter Ruf sorgte dafür, dass die Remonten stets genügend Kaufinteressenten fanden.
Die Ideen des Wilhelm Carl Friedrich von Burgsdorff war damit wohl eine weise Vorausschau gewesen und weitere bleibende Verdienste schuf er durch die Verbesserung und Meliorisation von Trakehnens Landwirtschaft, denn das Hauptgestüt wurde unter seiner Leitung zu einem Musterbetrieb für Pferdezucht und Landwirtschaft, nachdem von Burgsdorff sachgemäße Entwässerungsanlagen hatte anlegen lassen und Wiesen- und Weidepflege, sowie rationelle Fruchtwechselwirtschaft und zweckmäßige Organisation des ganzen Betriebes strukturierte.
Seine verdienstvolle Tätigkeit endete erst 1842, wobei die nächsten fünf Jahre unter der Leitung der Landstallmeister von Mühlheim von 1843 bis 1844 und Major Karl Max von 1844 bis 1847 eher bedeutungslos in der Zuchtgeschichte Trakehnens blieben.
Bedeutung hingegen gewann in der Zucht das Vollblutpferd, denn den Ideen seines ehemaligen Vorgesetzten Graf Lindenau blieb Wilhelm Carl Friedrich von Burgsdorff während seiner gesamten Amtszeit immer treu: „Lauteres Gold an Beschälern, seien es Araber oder Englisch Vollblut!“, und setzte sie weiter um.
So kamen zu jener Zeit arabisch geprägte Hengste in den Zuchteinsatz, deren Namen noch bis in die Neuzeit bedeutungsvoll nachklingen: die Angloaraber Corglas und Meteor, zwei von zwölf Söhnen des im Hauptgestüt Neustadt an der Dosse bewährten Orientalen Turk main Atty und Artald, ein deutlich vom Vater gestempelter Sohn des Araberhengstes Bayan prägten das Reitpferdegestüt Trakehnens auf hervorragende Weise.
Über Artald sagte Carl Friedrich von Burgsdorff: „Sein Gang ist in allen Allüren von höchster Vortrefflichkeit, denn alle Bewegungen sind schnell, leicht, kraftvoll und angenehm; dabei ist er von einer unbeschreiblichen Gewandtheit, hat viel Feuer und Ausdauer, so dass er als Reitpferd nichts zu wünschen übrig lässt als etwas frommer in der Wartung zu sein. In der Beschälzeit beißt und schlägt er, ist aber ein guter Beschäler und sehr fruchtbar. Er hat durch seine vortrefflichen Nachkommen in Trakehnen höchst wesentlich genützt.“
Von der Vererbung des Araberhengstes Armidor, der ebenfalls zu jener Zeit zu den gern genutzten orientalischen Hengsten gehörte, zeugten seine Söhne Colmal und Hynes, aber auch zahlreiche Töchter dieser bedeutenden Väter aus Trakehner Müttern wurden in die Herden der Mutterstuten aufgenommen, obwohl bis dahin keine fremdblütigen Stuten zum Zuchteinsatz in Trakehnen einrangiert worden waren. Unter anderem war es die Hengstmütter Aganippe II von Artald, deren Tochter Doris von Scrapall xx mit dem Araber Nedjed ox den Hengst Caledonius zeugte, dessen Sohn Collino unter dem Nachfolger von Burgsdorffs im Amt des Landstallmeisters von Trakehnen ein Stück Zuchtgeschichte mitschrieb und Modeste von Meteor, welche von dem Angloaraber Arthur den Hengst Jack Tar gebar.
Ihnen folgten auch original englische und arabische Vollblutstuten zur Einstellung in der Mutterstutenherde, von denen die Orientalin Fatme die Familie mit der umfangreichsten und einflussreichsten Verbreitung schuf.
Im Wagenpferdegestüt kamen Hengste wie Oronocco I und sein Sohn Oronocco II sehr erfolgreich zum Einsatz und von 1806 bis 1810 deckte der englische Vollblüter Saxony xx als Hauptbeschäler in Trakehnen.
Mit dieser fast schon revolutionär durchschlagenden Zuchtstrategie des Einsatzes von Edelblut Anfang bis Mitte des 18. Jahrhunderts wurde das Zuchtziel für die ostpreußische Warmblutzucht für mehr als 100 Jahre festgelegt, denn Vollblutaraber Bagdaly ox, Oglan ox und Nedjed ox, die englischen Vollblüter Scrapall xx, Blackamoor xx, The Cryer xx, Waterman xx, Mickle Fell xx, Black Hambleton xx, Big Ben xx, der Angloaraber Tigranes x, die Englischen Halbblüter, beziehungsweise schon in Trakehnen geborenen Vererber Driver, Pretender, Leporello und J. Driver konnten mit hervorragenden züchterischen Ergebnissen überzeugen und lieferten neben hochkarätigem Zuchtmaterial in Trakehnen vor allem vortreffliche Landbeschäler für die Marställe der Litauischen Landgestüte.

1847 bis 1864
Das ostpreußische Pferd war nun aber in die recht einseitige Rolle des Militärpferdes gezüchtet worden, denn das Militär war nach wie vor Hauptabnehmer der Remonten, doch die Zeiten änderten sich, die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung, aber vor allem die Intensivierung der Landwirtschaft ließen den Ruf nach zugkräftigen Pferden mit mehr Kaliber und Knochenstärke lauter werden und so wurde das Bedürfnis des Heeres nach der leichten, wendigen Remonte vorerst in den züchterischen Hintergrund gedrängt, denn für die von der Armee ausgemusterten Remonten und die Zuchtstuten blieben vor allem Käufer aus der Landwirtschaft und diese Pferde fanden ihren Hauptverwendungszweck in den bäuerlichen Betrieben.
Um nun also quasi allen Herren gerecht zu werden – der Armee, der ländlichen Reiterei und, vornehmlich nun der Landwirtschaft – musste an ein neues Zuchtziel gedacht werden.
Auch hier spielte natürlich das Hauptgestüt Trakehnen eine dominante Rolle, denn der Gestütsverwaltung oblag in Ostpreußen die Vorgabe der züchterischen Prinzipien und so verwundert es nicht, dass es ein Landstallmeister von Trakehnen war, welcher die züchterischen Geschicke der Gesamtzucht als fast schon als begnadeter Zuchtkünstler leitete: Von 1847 bis 1864 bekleidete Friedrich Ernst August von Schwichow (* 1798; †1868)
das Amt des Leiters von Trakehnen und formte ohne Scheu vor Inzucht in verhältnismäßig kurzer Zeit das gewünschte Trakehner Pferd mit mehr Knochenstärke und Kaliber, das jedoch durch die Potenzierung von großem Adel und Schönheit und der Linienverstärkung des Edelblutes durch so bedeutende und die Zucht bis ins nächste Jahrhundert prägende Vererber wie dem Nedjed ox-Enkel Collino und den Halbbrüdern Vorwärts von Sahama xx und Venerato von Dorimont, beide aus der Vecordia von Black Hambleton xx, den unverwechselbaren Trakehner Typ ausformte und trotzdem dabei seine harmonische Körperform nicht entbehren musste.
Durch die von ihm angeregte verbesserte Fütterung nahmen die Pferde zugleich auch an Volumen und Größe zu und auch die Charaktereigenschaften wusste von Schwichow in die im Landwirtschaftlichen Gebrauch passenden Bahnen zu lenken, denn durch den dominierenden Einsatz des Fuchshengstes Thunderclap von Mickle Fell xx gewann die Fuchsherde eine ihr fortan eigene und besondere Ausgeglichenheit.
Die Rappherde formten Sahama xx, Ganges x, seine Söhne Inspector x und Nobelmann x und dessen Sohn Fritter in von Schwichows Amtszeit, während es ihm gelang die braune Herde zur Vollkommenheit führte indem er auf die einheitliche Vererbung von Snyders xx, Oromedon von J. Driver mit über 80 % Vollblutanteil, dem Halbblüter Reprobate von King of the Valley xx und Duplicat, einem Hengst aus der Verbindung von Djalma, einem Oromedo-Sohn und der Stute Daja, einer Tochter des Reprobate setzte.
Ab 1848 wurde das Hauptgestüt Trakehnen dem Ministerium für Landwirtschaft unterstellt.
Die Verwaltung aller Vorwerke wurde von acht Inspektoren geleitet, die dem Oberamtmann als Leiter des Ministerium für Landwirtschaft unterstellt waren. Nach wie vor unterlag aber die Leitung des gesamten Gestütsbetriebes in Trakehnen und seinen Vorwerken dem Landstallmeister, dessen Vertretung der sogenannte erste Assistent war.

1864 bis 1888
Die Nachfolge von Schwichows als Landstallmeister trat von 1864 bis 1888 Gustav Adolph von Dassel (* 1816; † 1894) an, der sich ebenfalls um die Verstärkung des Trakehner Pferdes bemühte, sie jedoch entgegen seiner Vorgänger nicht in den Prinzipien der Reinzucht zu finden versuchte, sondern einen intensiveren Erfolg vom Einsatz eines Hannoveraners und von drei Anglonormannen erwartete – was allerdings als Experiment scheiterte, denn seine Erwartungen wurden nicht erfüllt und die Nachkommen ließen ihn sehr schnell seinen Irrtum erkennen und revidieren und in der Folge wieder auf das bewährte Edelblut der Englischen Vollblutpferde zurückgreifen. So kamen in jener Zeit Rustic xx, Ethelred xx, Adonis xx, Lollypopp xx und Kingdom xx zum züchterischen Einsatz und die Hengste Marsworth xx, Friponnier xx, Hector xx und The Duke of Edinbourgh xx wurden sogar zu Linienbegründern und Stammvätern in der Trakehner Zucht, genau wie die in Trakehnen geborenen Hauptbeschäler Journey von Promoter, der Söhne auch in die Hannoversche Zucht schickte, Flügel von Vorwärts und seine Söhne Passvan und Eberhard, Paladin von Adonis xx, Tunnel von The Duke of Edinbourgh xx, Thebaner von Pless, einem Sohn des Vorwärts, Venezuela von Hector xx, Fürstenberg von Ambos und Orcus von Friponnier xx die zum Ende der siebziger Jahre des 18. Jahrhunderts bis fast zum Jahrhundertwechsel, ihren Dienst in der Trakehner Zucht verrichteten und teilweise bis heute, sogar nicht sollten gehäuft, in den Pedigrees zu finden sind.
Im Jahr 1888 schuf Ökonomierat C. M. Stoeckel innerhalb des Zentralvereins in Insterburg die Voraussetzungen um ein „Ostpreußisches Stutbuch“ zu gründen und zu veröffentlichen und zwei Jahre später, 1890, rechtzeitig zur 1. Allgemeinen Pferdeausstellung in Berlin erschien der 1. Band des „Ostpreußischen Stutbuchs für edles Halbblut Trakehner Abstammung“ im Verlag Paul Parey in Berlin, in welchem über tausend Mutterstuten mit Angaben zur Größe, Jahrgang, Abstammung und zum Verbleib, so wie ihrer Nachkommenschaft ab 1887, beschrieben wurden, sowie ein Hengstregister vorhanden war.

1888 bis 1895
Im Hauptgestüt Trakehnen wechselte 1888 die Leitung aus den Händen von Adolph von Dassel in die des Landstallmeisters Frankenberg und Proschlitz, wo sie bis 1895 verblieb.
Als Züchter des Blue Blood xx- Sohnes Morgenstrahl ging er in die Analen Trakehnens ein, denn von dem nicht ganz unumstritten wirkenden Hengst wurde auf einem Sockel vor dem Landstallmeisterhaus des Trakehner Schlosses sein Standbild aufgestellt, wo es ihm auch bis 1914 als bronzene Statue ein Andecken setzte, welches der Bildhauer Reinhold Kübart schuf. Beim Einfall der zaristischen Armee, dem „Russeneinfall“ wurde es nach Moskau verschleppt und so schmückte den Sockel bis 1932 die Statue eines Wolfes aus dem Feldgestüt Ribarty, der dann wieder von einem Pferd, der ebenfalls von Reinhold Kübart modellierten bronzenen Statue des Tempelhüter abgelöst wurde
Die Zuchtprinzipien übernahm er von seinen beiden Vorgängern und setzte wie sie auf Edelblut über die Halbblüter Apis von Paladin (86 % xx), Barometer von Father Claret xx, Discant von Flügel (80% xx), Hirtenknabe von Hector xx und Edeling von Anarch xx, sowie die Vollbluthengste Anarch xx, Euphony xx und Mirmidone xx. Die Zucht in den letzten Jahren des 18. Jahrhunderts kann wohl als gefestigt angesehen werden und es war die hohe Zeit Trakehnens angebrochen, denn der Ruf des Trakehners war im In- und Ausland von bestem Klang und überall war dieses Edelpferd gesucht und als Veredler erwünscht.

1895 bis 1912
Unter dem Oberlandstallmeister Graf Georg von Lehndorff, dem er von 1912 bis 1920 in sein Amt folgte, hieß von 1895 bis 1912 der Landstallmeister in Trakehnen Burchard von Oettingen (* 1850; † 1923), der als der große Erneuerer in die Geschichte des Hauptgestüts und des Trakehner Pferdes einging, denn zu Beginn seiner Amtszeit stand es in Trakehnen nicht mehr zum Besten, nachdem die qualifiziertesten und zuverlässigsten Gestütsbediensteten die kargen Barlöhne oder die Naturallöhne, sogenannte Deputantenlöhne, welche es den Arbeitern gerade mal erlaubten ein eigene Kuh oder ein Schwein zu halten und die schlechten Wohnverhältnisse aus der Zeit Friedrich Wilhelm I nicht mehr hinnehmen wollten und in die gewerbliche Wirtschaft abwanderten.
So versorgten rasch wechselnde und meist wenig geschulte Ersatzpfleger eher schlecht als recht und meist unsachgemäß die wertvollen Zuchtpferde und ihre Aufzucht und Haltung lag in den Händen von Dilettanten, was zu Rückschlägen führte. Auch die Weiden, Wiesen und Äcker wurden nicht mehr gepflegt, die Dränagen nicht genügend gesäubert, sodass ihr Ertrag unter Staunässe litt und die Pferde unter mangelhaftem Futter litten und da die Flächen auch nicht von Zäunen umgeben waren, mussten die Pferde von berittenen Hirten beaufsichtigt werden. Im Gestüt, das den Anforderungen vor 100 Jahren entsprach, nicht aber denen, die nun an einen Gestütsbetrieb gestellt wurden, fehlte es an überdachten Laufplätzen, um den Jungpferden auch in den langen Wintern ausreichend Bewegung zu ermöglichen und an ausreichenden Ställen, als Unterkünften für die Pferde.
Das war Graf Georg von Lehndorff durchaus bewusst, denn seine Meinung war: „Zu einem guten Renn- und Reitpferd gehört erstens Gesundheit, zweitens Gesundheit und drittens viel Gesundheit. Unverzichtbare Voraussetzungen dafür sind in den ersten Lebensjahren stetiger Weidegang, viel Bewegung und langer Aufenthalt der Pferde in der frischen Luft!“
Diese Meinung übernahm Burchard von Oettingen nicht nur, sondern setzte sie auch um, indem er überdachte Laufställe und Laufgärten erstellen ließ und mit Nachdruck bei der Gestütsverwaltung in Berlin die Missstände aufzeigte, die eine Modernisierung notwendig machten. Seinem Wunsch wurde dank seiner guten Beziehungen zum Hause Bismarck entsprochen und in den Jahren 1898 bis 1900 entstand Trakehnen als das Gestüt, wie es weltweit bis zu seiner Vernichtung bekannt und berühmt war. Parkähnliche Strukturen zogen sich durch die weite Landschaft und die Pferde fanden dort ihr Paradies, denn nicht nur die Ställe wurden nach modernsten Vorgaben geplant und gebaut, sondern auch die Weiden eingezäunt und selbst die Hengste residierten nun in Pavillons mit Auslauf.
Doch auch die Menschen lagen ihm am Herzen und so setzte er sich bereits in seinem ersten Dienstjahr unermüdlich für sie ein, indem er neue und moderne Mehrfamilienhäuser, Schulhäuser bauen ließ, eine Infrastruktur mit Friseur, Post und Apotheke schuf und sogar den Bau eines Krankenhauses in Auftrag gab.
1871, nach der Gründung des Deutschen Reiches wurde Deutschland von der industriellen Revolution ergriffen und die wirtschaftlichen Veränderungen machten auch vor Ostpreußen nicht halt, auch wenn es schien, dass im Vergleich zum Deutschen Reich, in welchem Aufbruchsstimmung herrschte nachdem Daimler in Stuttgart das erste Automobil auf den Markt brachte und in Friedrichshafen der erste Zeppelin gestartet war, in Ostpreußen, ausgenommen in der Region um Königsberg, die Zeit stehen geblieben war.
In Ostpreußen lebten nun knapp 2 Millionen Menschen und das Hauptvorwerk Trakehnen war auf eine Fläche von 4.200 Hektar angewachsen und betrieb 12 Vorwerke, also Gutshöfe, womit es zu einem mittleren Wirtschaftsbetrieb geworden war, der ca. 200 Mann Gestütspersonal beschäftigte und ca. 1000 Pferde beherbergte. Zur Bewältigung der landwirtschaftlichen Arbeiten, welche mit dem Betrieb verbunden waren, nachdem Trakehnen seinen immensen Futterbedarf für die Tiere selbst deckte, standen ca. 280 Deputanten, ca. 300 Taglöhner, 30 Meliorationsarbeiter und 40 Handwerker zur Verfügung und die Zahl der Gestütbedienstete insgesamt belief sich auf über 1000 Leute
und so sah die Betriebliche Gliederung (1930/40er Jahre) wie folgt aus:
Planmäßige Beamte: 111

  • 1 Landstallmeister,
  • 2 Gestütveterinärräte,
  • 1 Gestütoberrentmeister,
  • 1 Gestütobersekretär,
  • 1 Kulturbauinspektor,
  • 4 Oberstut- bzw. Obersattelmeister,
  • 3 Stut- bzw. Sattelmeister,
  • 11 Gestütoberwärter,
  • 87 Gestütwärter
  • Angestellte: 37
  • 1 Wirtschaftsdirigent,
  • 8 Wirtschaftsinspektoren,
  • 1 Magazinverwalter,
  • 11 Kassen- und Büroangestellte,
  • 3 Bürolehrlinge, Bedienstete des Hauptgestütes
  • 10 Handwerksmeister,
  • 1 Forstaufseher,
  • 2 Hofmeister
  • Lohnempfänger: 949
  • 59 Reitburschen,
  • 890 Kämmerer, Dienstleute und anderes Wirtschaftspersonal

Das Hauptvorwerk Trakehnen war, nachdem Burchard von Oettingen es mit seiner Form der Neugestaltung zu einem wahren Schmuckstück neugestaltet hatte, welches im Volksmund nun aufgrund seiner Pracht und parkähnlichen Struktur im Volksmund auch als Schloss Trakehnen bezeichnet wurde, auch zu einem Anziehungspunkt für Besucher geworden und man konnte nun unter fachkundiger Führung das Hauptgestüt Trakehnen besichtigen und sogar Urlaub dort machen, weshalb auch das Hotel „Elch“ und das Gestütsmuseum entstand.
Entgegen kam dem beginnenden Tourismus, dass Ostpreußen zum Naherholungsgebiet der Bewohner Berlins geworden war, denn die Eisenbahnlinie des Ostbahn von Berlin über Königsberg nach Eydtkuhnen, dem Ort direkt an der Grenze zu Russland wurde bereits 1860 erstellt und kurz darauf wurde sie auf russischer Seite bis Petersburg ausgebaut. Das Hauptgestüt Trakehnen lag zwar rund 15 Kilometer entfernt der russischen Grenze, doch war es nordwestlich gleich im Anschluss an das Dorf Trakehnen gelegen, wobei das Dorf nicht zum Hauptgestüt gehörte, jedoch befand sich der Bahnhof des Ortes 6 km nordwestlich des Hauptvorwerkes an der Strecke dieser wichtigen Hauptverkehrsader.
In der segensreichen Ära Burchard von Oettingens war aus dem Hauptgestüt Trakehnen eine Betriebsstruktur entstanden, die nicht nur den Pferden optimale Bedingungen bot, sondern auch den Menschen das Leben dort attraktiver machte. Aufgrund der verbesserten Lebenssituation nahm auch die Kindersterblichkeit stark ab und die Leute wussten es durchaus zu schätzen, dass der Landstall meister nie ruhte, bevor für Mensch und Tier in Trakehnen nicht alles zum Besten bestellt war.
· Das Hauptgestüt bestand nun aus dem Hauptvorwerk Trakehnen, in welchem folgende Gebäude untergebracht waren:
das Landstallmeisterhaus mit der Wohnung des Landstallmeisters und seiner Familie und die Hauptverwaltung mit dem Sekretariat,
das Trakehner Tor und der Mittelteil mit Turm und Pferd als Wetterfahne (von 1790),

der Gestütsveterinärrat und das Gebäude für die beiden Tierärzte, welche ausschließlich für den Tierbestand Trakehnens zuständig waren,
die Gärtnerei und das Gewächshaus,
die Wagenremise,
der Kutschpferdestall,

Auf dem neuen Hof befanden sich:

  • das Landwirtschaftsamt mit Kasse und Wirtschaftshof ,
  • die Schule,
  • das Hotel „Elch“,
  • das Museum im 1. Stock des Hauptbeschälerstalls,
  • das Archiv,
  • das Krankenhaus und die Apotheke,
  • die Poststelle,
  • der Friseur,
  • der Hauptspeicher und die Mühle,
  • das Bauamt und Bauhof,
  • das Gebäude für Hufbeschlag mit der Lehrschmiede,
  • der Hauptbeschälerstall und seine Paddocks für 2 bzw. 3 Hengste,
  • der Jagdstall und der Zwinger der Meute,
  • der Auktionsboxenstall,
  • die offene und die gedeckte Reitbahn,
  • das Reitburschenhaus,
  • der Fahrstall,
  • und die Ausläufe und Stallungen der Hengstfohlen nach dem Absetzen
  • Auf dem alten Hof befanden sich:
  • der Stutenstall,
  • der Abfohlstall,
  • die Wartburg,
  • die Gestütswärterwohnungen

Hier residierte die Fuchsstutenherde

Des weiteren standen folgende Herden in den Vorwerken

  • im Vorwerk Gurdszen die Rappstutenherde
  • im Vorwerk Kalpakin die braune Stutenherde
  • im Vorwerk Bajohrgallen die gemischtfarbige Stutenherde des leichten Typs
  • im Vorwerk Jonasthal die gemischtfarbige Herde des schweren Typs
  • im Vorwerk Mattischkehmen die einjährigen Hengste, sowie eine Schafherde
  • im Vorwerk Danzkehmen die einjährigen Stuten. Dort hatte aber auch der Wiesenbaumeister, in dessen Arbeitsbereich auch die Aufsicht für die Schleuse, wo es vom Jahr 1840 an ein Flussfreibad gab fiel, seinen Sitz.
  • im Vorwerk Neu-Budupönen die zweijährigen Hengste
  • im Vorwerk Jodszlauken die zweijährigen Stuten und ebenfalls eine Schafherde
  • im Vorwerk Taukenischken die Araberherde
  • im Vorwerk Birkenwalde befand sich der Ausmusterungshof
  • im Vorwerk Guddin stand die Herdbuchrinderherde
  • im Vorwerk Burgsdorfshof war der Quarantänehof untergebracht

ab 1922 kamen zum Hauptgestüt noch drei weitere Vorwerke hinzu

  • im Vorwerk Alt-Budupönen war eine weitere Herdbuchrinderherde aufgestellt
  • im Vorwerk Alt-Kattenau, welches ursprünglich als Remonte-Depot gedient hatte, standen die Absatzstutfohlen und ebenfalls eine Herdbuchrinderherde
  • im Vorwerk Neu-Kattenau, welches ca. 15 Kilometer entfernt vom Hauptvorwerk Trakehnen lag befand sich der Seuchenstall und die Unterkunft der Mastochsen.

Die Epoche des königlich preußischen Oberlandstallmeisters und Gestütsleiters von Trakehnen Burchard von Oettingen wurde aber auch gekennzeichnet durch die konsequente und akribisch genaue Dokumentation der Zucht und durch die ebenso rigorose Einführung der Leistungserprobung der Zuchtpferde in den von ihm ins Leben gerufenen legendären Trakehner Jagden wie zum Beispiel den 1906 eingeführten „Trakehner Jagdknopf“, die er teilweise selbst mitritt und Jagdrennen, wie das große Trakehner Jagdrennen oder Querfeldeinrennen, wie das von der Goltz – Querfeldeinrennen, welches 1911 erstmals abgehalten und 1931 auf eine Strecke über 6.200 Meter führend, festgelegt wurde. Dieses nach dem Preußischen Generalfeldmarschall Colmar Freiherr von der Goltz benannte Rennen war das wichtigste und schwerste Rennen im Hauptgestüt Trakehnen und darüber hinaus sogar eines zu seiner Zeit wichtigsten überhaupt, denn es war europaweit das zweitschwerste, sowie weltweit eines der drei schwersten Querfeldein-Rennen.
Von 1912 an vertraten Pferde aus Trakehnen ihre Rasse und ihre Heimat auch an den Olympischen Spielen und gewannen zum Beispiel an der Olympiade in Berlin 1936 vier von sechs Goldmedaillen, die es im Reitsport damals zu erreichen gab.
Züchterisch setzte Burchard von Oettingen zunächst weiterhin auf Verstärkung der Zuchtpferde und stellte dazu die eher grobknochigeren und derben Hengste Optimus und Obelisk von Odoardo und Lehnsherr von Charmant xx in der Zucht auf, doch 1903 wendete er sich mit dem Kauf des St. Simon xx- Enkel Perfectionist xx von Persimmon xx in England doch der Verwendung von Edelblut zu und nachdem Perfectionist xx in nur dreijährigem Zuchteinsatz mit seinen 32 Söhnen, darunter den Hauptbeschälern Tempelhüter, Jagdheld und Irrlehrer und 34 eingestellten Mutterstuten eine stattliche Anzahl von hochveranlagten Leistungspferden gezeugt hatte, folgten ihm weitere Englische Vollbluthengste wie Le Nicham xx, Pomp xx, Monsieur Gabriel xx, Red Prince II xx und der Angloaraber Nana Sahib x, der vor allem als Vater zahlreicher Leistungssportler, allen voran dem Springderbysieger von 1930, Morgenglanz aus der Monogamie von Lauer, bekannt und geschätzt wurde.
Neben den Vollblütern kamen unter der Leitung des Hauptgestüts Trakehnen durch Burchard von Oettingen aber auch die aus eigener Zucht stammenden Hauptbeschäler und Optimus-Söhne Prinz Optimus und Polarsturm, sowie die ebenfalls direkt aus Trakehner Zucht stammenden Hauptbeschäler Fischerknabe von Obelisk, Jenissei von Venezuela, Elfenbein von Marsworth xx, der in Szirgupönen geborene Piper von The Duke of Edinbourgh xx und der in Puspern geborene Fanfarro von Friponnier xx zum erfolgreichen Einsatz.

1912 bis 1922
Im Jahr 1912 wurde die doppelte Elchschaufel als Hauptstutbuchbrand des Ostpreußischen Zuchtverbands eingeführt. Es bestand erstmals die Pflicht, Fohlen mit dem Füllensbrand der doppelten Elchschaufel brennen zu lassen und im Jahr darauf wurde der Halsbrand eingeführt.
Züchterisch war die Vorlage, die Burchard von Oettingen mit seinen rigorosen Ansprüchen an die Härte und Leistungsbereitschaft des Trakehner Pferdes gestellt hatte, indem er es in Jagden und Querfeldeinrennen prüfte, ein Leistungspferd von bestem Ruf im In- und Ausland als Grundlage der Trakehnerzucht verwenden zu dürfen, nun in die Hände seines Nachfolgers im Amt des Landstallmeisters von Trakehnen, dem von 1912 bis 1922 eingesetzten Kurt Emil Friedrich Graf Sponeck (* 1873; † 1955), gelegt worden.
An ihm war es nun, sie zu vervollkommnen, denn Ostpreußen hatte nun eine überragende wirtschaftliche Bedeutung als Remonteprovinz gewonnen und so wurde die Zielsetzung beibehalten, das Trakehner Pferd vorwiegend wieder als leichtes Reit- und Kutschpferd, wie es das Militär verlangte, zu züchten.
Im Jahr 1913 waren dann auch sagenhafte 83,5 Prozent aller gedeckten Trakehner Mutterstuten Vollbluthengsten zugeführt worden und die fünf Halbbluthengste mussten sich die verbliebenen 63 Stuten teilen, denn von 19 Hauptbeschälern waren allein 14 Vollbluthengste und so war es auch die Zeit, in der sich Vererber wie der Araberhengst Djeiran ox, der Angloaraber Nana Sahib x, Englische Vollbluthengste wie Shilfa xx, Cherie xx, Parsee xx, Master Magpie xx, Moet xx und Christian de Wet xx als Garanten von Leistungsbereitschaft und Sportlichkeit durchsetzten.
Allerdings war es Burchard von Oettingens Anliegen auch gewesen, mit Trakehner Pferden auch die einheimische Landwirtschaft bedienen zu können, und ihre Zugleistung schwereren Arbeitspferden anzugleichen, doch zum einen war der Umgang mit den blutgeprägten Pferden für die Gespannführer zu diffizil, weshalb wieder vermehrt fremdblütige Pferde von den Großgrundbesitzern für die Arbeit auf den Feldern, Äckern und Wiesen angeschafft oder mit Trakehner Pferden angepaart wurden, was zu einer weitgehenden Verdrängung des reinblütigen Trakehners in der Landwirtschaft führte und zum anderen bestimmten die Remontekommissionen, welche für die 110 Kavallerie-Regimenter der Armee Trakehner Pferde remontierten und für die in Ostpreußen jährlich zwölftausend Fohlen aufgezogen wurden maßgeblich mit ihren Anforderungen, welche sie an die Kavalleriepferde stellten, das Trakehner Zuchtziel, denn sie waren der Hauptabnehmer für die Remonten und nach ihnen richtete sich demzufolge auch das Haupteinsatzgebiet des in Ostpreußen gezüchteten Pferdes. Da das Militär mit den Pferden zufrieden war, gab es auch keine konträren Meinungen zu denen der Zuchtverantwortlichen jener Zeit, dass eine solch beherrschende Vollblutzufuhr keinesfalls bedenklich sein würde, sondern im Gegenteil den Ruf des Trakehners als eines der besten Armeepferde sogar nur noch zu festigen vermag, Von der Zuchtrichtung von Oettingens, der sich durch Verstärkung der Zucht die Einsatzmöglichkeit des Trakehner Pferdes in der Landwirtschaft zurückzugewinnen hoffte, entfernte sich in jenen Jahren unter der Leitung des Hauptgestütes seines Nachfolgers Graf Sponeck das Zuchtziel wieder.
Allerdings hatte der jedoch erst einmal mit ganz anderen Sorgen zu kämpfen, denn von 1914 bis 1918 erfuhr seine züchterische Arbeit eine jähe Unterbrechung durch den ersten Weltkrieg, als im Jahr 1914 die Trakehner vor den heranrückenden Russen ins Landesinnere fliehen und das Hauptgestüt Trakehnen zum dritten Mal vollkommen geräumt werden musste. Zwar gab es keine Verluste an Zuchtpferden zu beklagen, aber die Verfohlungsrate war sehr hoch und die verbliebene evakuierte Nachzucht entwickelte sich keinesfalls so, wie man es von künftigen Mutterstuten und Landbeschälern erwartet hätte und so kehrten zwar im Jahr 1919, dem Jahr in dem alle beschädigten Gebäude wiederaufgebaut worden waren, die Trakehner Pferdebestände zwar wieder in das Hauptvorwerk zurück, doch konnte der Zucht aus den vier Kriegsjahren nur eine eher mäßige Anzahl von überdurchschnittlichen Nachwuchspferden zugeführt werden.
Das Ende des ersten Weltkrieges bedeutete aber nun auch, dass die Kavallerie-Regimenter von ursprünglich 110 auf achtzehn reduziert wurden und nun näherte sich das jetzt plötzlich geforderte, und veränderte Zuchtziel des Militärs wieder dem der Landwirtschaft an, denn es sollte das Trakehner Pferd wieder als stärkeres und tragfähigeres Kavalleriepferd umgezüchtet werden – der von Graf Sponeck züchterisch erschaffene Trakehner Halbblüter im Huntermodell, in dem sich die großen Linien und Partien des Vollblutpferdes wiederfanden, konnte nun zwar mit einer in der Länge, Breite und Lagerung verbesserten Schulter, einer verstärkten Betonung der Vorderhand, bei trotzdem erhaltener ausgeprägter Sattellage und kraftvoller Hinterhand als hochveranlagtes Leistungspferd überzeugen, denn der Trakehner brillierte als Sport- und Leistungspferd in allen Sparten des Reitsportes, aber an dem tiefen wirtschaftlichen Einbruch der Nachkriegsjahre scheiterte er, nachdem der Ruf nach Verstärkung der Zucht wieder laut wurde, denn das Zuchtziel war nun keine Frage des Geschmacks, sondern eine des Überlebens durch Intensivierung der Landwirtschaft.
Die Ära des Grafen Sponeck kann man so vermutlich einerseits als die Zeit der vier schwierigen Nachkriegsjahre bezeichnen, in denen die Trakehnerzucht zwar das ideale Reitpferd hervorbrachte, denn der Einsatz der blutgeprägten Hengste sorgte im folgenden Jahrzehnt und darüber hinaus für sportlich erfolgreiche Nachkommen wie
Morgenglanz (1930 Sieger des Springderby), Heimathorst und Heimatsang von Nana Sahib x,
Cherub, Eisenherz und Luchs von Djeiran ox,
Herero (1924 Sieger des Pardubitzer Steeplechase) und Adel von Shilfa xx,
Herzog Ernst August, Erfolg und Hartherz von Cherie xx,
Kampfflieger, Pisa, Alp und Harzburgerin von Parsee xx,
Peipus, Schwertlied, Preußenstolz, Trojaner, Adamello und Partner von Parsee xx
Kampfgesell von Moet xx,
Ilse XIII und Vogler (1928 Sieger des Pardubitzer Steeplechase) von Christian de Wet xx,
und auch die in Trakehnen gezüchteten und hoch im Blut stehenden Hengste stellten dem Leistungssport erfolgreiche Nachkommen wie
Tagesdienst vom Halbblüter Coronel von Monsieur Gabriel xx,
Provinz und Kriegskind vom Halbblüter Jagdheld von Perfectionist xx,
Professor Weber und Bacharach vom Halbblüter Tempelhüter, ebenfalls von Perfectionist xx,
oder Jubellaut von dem Anarch xx-Enkel Musterknabe aus der Muhme von Hector xx,
und nicht zuletzt auch Heiliger Speer von Polarfischer
waren es, deren Namen dem Trakehner Pferd im Reitsport eine Spitzenposition einräumte, denn nicht nur an ländlichen Turnieren, sondern auch im Pardubitzer Steeplechase, dem schwersten Hindernisrennen der Welt, nahmen Pferde Trakehner und Ostpreußischer Abstammung teil und so wurde es von 1923 bis 1936 neunmal auch von ihnen gewonnen und an Olympiaden, an denen Trakehner Pferde ab 1912 teilnahmen, siegten die Reiter zu jener Zeit mit Pferden aus Ostpreußen wie Piccolomini als Sieger in der Dressur 1924 in Paris und Zobel als vierter in dieser Prüfung oder es waren Dressurpferde wie Gimpel, Kronos und Absinth, Vielseitigkeitspferde wie Nurmi und Fasan oder Springpferde wie Morgenglanz, die noch heute an die große Zeit des Trakehner Leistungspferdes vor dem zweiten Weltkrieg erinnern – doch auch wenn sich das hoch im Blut stehende Pferd unter allen Sätteln und im Kriegsdienst bewährt hatte, stand ihm nun erneut eine Umzüchtung bevor und zum Ende der Amtszeit des Landstallmeisters Kurt Emil Friedrich Graf Sponeck im Jahr 1922, musste das Zuchtziel den veränderten Anforderungen der Nachkriegszeit mit intensiverer Nutzungsmöglichkeit in der Landwirtschaft und des 100.000 Mann-Heeres mit seiner schweren Ausrüstung Rechnung tragen.

1922 bis 1931
Damit oblag es dem Nachfolger Graf Sponecks, Landstallmeister Siegfried Graf Lehndorff (* 1869; † 1956), die Zucht das dritte Mal in Richtung Verstärkung umzuformen und ein wirtschaftlich vielseitiges Pferd zu formen, denn der hoch im Blut stehende, von leichtem Knochenbau gekennzeichnete und durch den starken Einfluss des Arabischen Pferdes im Typus des Quadratpferdes gezüchtete Trakehner, dessen Haupteinsatzgebiet unter dem Sattel lag und dessen Ehrgeiz und Leistungsbereitschaft legendär geworden war, passte weder vom Gebäude noch vom Temperament in seine neuen Aufgaben als tragfähiges und zugkräftiges Arbeitspferd.
Das neue Zuchtziel war nun also das Lang-Rechteckpferd mit mehr Tiefe, Breite, Muskelfüllung und Rippenwölbung und mit einem verstärkten Skelett, kräftigerem Fundament und Kaliber, sowie einem umgänglicheren Temperament.
Siegfried Graf Lehndorff war in der Warmblutzucht kein unbelecktes Blatt, denn er wurde 1869 in Gradiz geboren, wo sein Vater Georg Graf von Lehndorff Oberlandstallmeister war und folgte ihm auch 1906 in das Amt. Zuvor hatte er von 1896 bis 1906 züchterische Erfahrung als Leiter des Friedrich-Wilhelm-Gestüt in Neustadt an der Dosse gewonnen.
So brachte er das gesammelte hippologische Wissen 1922 auch in vollem Umfang
mit nach Trakehnen und bewältigte die ihm gestellte Aufgabe auch in verhältnismäßig kurzer Zeit, indem er die Vollbluthengste bis auf Master Magpie xx ausrangierte und lediglich die Mutterstuten in der Zucht behielt, welche dem neuen Zuchtziel entsprachen – alle leichten und kleinen Stuten schieden unter Graf Lehndorffs Leitung aus der Zucht aus und so schuf er eine Verstärkung aus der eigenen Rasse ohne auf die Zufuhr von Fremdblut zurückgreifen zu müssen.
Seine Zuchtstrategie könnte man mit der Homöopathie Hahnemanns vergleichen, denn so wie Hahnemann Ähnliches mit Ähnlichem heilte, schuf Graf Lehndorff das neue, moderne Trakehner Pferd, indem er Ähnliches mit Ähnlichem anpaarte und dabei auf die Potenzierung verstärkender Elemente aus den zurückliegenden Generationen vertraute.
Dass er mit dieser Theorie auch in der Praxis Recht behalten sollte, bewiesen die großen und zuchtprägenden Erfolge, die er Hengsten wie den Perfectionist xx-Söhnen Tempelhüter und Jagdheld und ihren Söhnen Pirat und Thronhüter von Tempelhüter und Ararad von Jagdheld, sowie Parsival von Morgenstrahl, dem in Zwion geborenen Braunen Luftgott von Coronel, dem Gradizer Rappen Astor von Wolkenflug, dem der Privatzucht entstammenden und in Szirgupönen geborenen Rapphengst Waldjunker von Vasco, dem Weerderner Fuchs Lichtenstein von Obelisk, dem in Stepponaten geborenen Dampfroß von Dingo und dem in Wittschen geborenen Fuchshengst Pirol von J. Pilot verdankte, denn in seiner Ära wurden deren Söhne geboren und als Hauptbeschäler aufgestellt, welche die Zucht noch weit über ihre Zuchtepoche hinaus und bis in die Neuzeit prägten:
Polarstern von Astor, Bussard von Waldjunker, Tyrann von Pilger, Pythagoras und Hyperion von Dampfroß, Kupferhammer und Hirtensang von Parsival, Pilger von Luftgott und Poseidon von Pirat.
Die Lorbeeren zu ernten und für seinen züchterischen Erfolg anlässlich der Zweihundertjahrfeier des Hauptgestütes im Jahr 1932 ausgezeichnet zu werden, blieb Siegfried Graf Lehndorff leider versagt, auch wenn man ihn wegen seiner Fachkenntnisse und Amtsführung als Gestütsleiter weit über Trakehnen hinaus anerkannte und schätzte, doch aufgrund von Differenzen mit dem Oberlandstallmeister von 1928 – 1933, Wilhelm Gatermann, und dem zuständigen Preußischen Landwirtschaftsminister Dr. Steiger wurde er an das Landgestüt Braunsberg versetzt, wo er bis zu seiner Pensionierung 1934 wirkte.
Der Oberlandstallmeister Dr. Martin Heling schrieb dazu 1959 in seinem Buch „Trakehnen“: „Graf S. Lehndorff war eine fast zur Befangenheit in sich zurückgezogene Natur, die sich zumal in Verbindung mit einem stark behinderten Gehör nur schwer und nicht jedermann erschloss. Er wirkte dadurch oft wohl zurückhaltend und kühl, vielleicht auch bisweilen leicht weltfremd, abweisend und abwesend. Es ist gut denkbar, dass seine Schwerhörigkeit ihn nicht nur mehr als landläufig nach innen leben ließ, sondern dass sie auch wohl für manches gelegentliche Missverstehen und Missverständnis verantwortlich war. Wer aber ohne Empfindlichkeit auf ihn einzugehen bereit war und sein Vertrauen erwarb, war betroffen von seinem hippologischen Urteil, seiner die Fragen der Züchtungsforschung beherrschenden Sachkunde, von seinem Gedächtnis, seiner Fähigkeit und Beharrlichkeit, allen Zusammenhängen auf den Grund zu gehen, und von seinem bereitwilligen Entgegenkommen, sich ohne belehrenden Anspruch auch dem jüngeren mitzuteilen.“

Die Einrichtung der Landestüte Georgenburg, Rastenberg, Braunsberg und Marienwerder

Doch nicht nur das Hauptgestüt war maßgebend für die Zucht im ganzen Land, die zu Beginn des Jahres 1900 aufgrund der Verwendung von arabischen und englischen Vollblutveredlern ein typvolles und leistungsbereites Halbblutpferd geformt hatte, das sowohl zum Einsatz in der Kavallerie, als auch in der Landwirtschaft, im Reitsport als auch als Kutschpferd einen hervorragenden Ruf genoss, sondern auch die Landgestüte Georgenburg, Rastenberg, Braunsberg und Marienwerder nahmen unmittelbaren Einfluss auf die Umzüchtung des Trakehner Pferdes in den gewünschten Typ.

Georgenburg
Nachdem das Landgestüt Insterburg im Jahr 1899 durch die Preußische Gestütsverwaltung in die alte Ordensburg Georgenburg verlegt wurde, die seit 1830 das bedeutende und berühmte Gestüt der Familie von Simpson beherbergte, wurde 1929 das Landgestüt Gudwallen aufgelöst und die Hengste ebenfalls nach Georgenburg gebracht und somit versorgte Georgenburg das eigentliche Hochzuchtgebiet des ostpreußischen Warmblutpferdes Trakehner Abstammung, nämlich die östlichen Kreise Ostpreußens Insterburg, Gumbinnen, Goldap, Darkehmen, Stallupönen, Pillkallen, Tilsit-Ragnit und das Memelgebiet mit Hengsten und wurde das größte Preußische Landgestüt und neben Celle auch das züchterisch bedeutendste, denn die Auswahl der qualitätsvollen und zugleich besonders schönen Hengste, welche dort stationiert waren galt als die der gängigsten Vererber, welche allen Anforderungen der Zucht gerecht wurden. Hierhin wurden auch zahlreiche Spitzenbeschäler aus der Zucht des Hauptgestüts Trakehnen zugeteilt und solche Hengste, welche als Träger hervorragenden und durchgezüchteten Erbgutes aus den ältesten und berühmtesten Zuchtstätten der ostpreußischen Privatzucht rekrutiert wurden.
Ab 1926 unterstand dem Landstallmeister von Georgenburg auch die Hengstleistungsprüfungsanstalt, welche in Zwion entstand, um die zweieinhalbjährigen Hengste einer einjährigen Leistungsprüfung zu unterziehen.
Im Jahr 1944, in welchem Georgenburg zum Ende des zweiten Weltkriegs unterging, standen unter der Leitung des Landstallmeisters Dr. Martin Heling 306 ostpreußische Warmbluthengste Trakehner Abstammung, drei Englische Vollbluthengste und zwei Araber in den Ställen des größten Landgestütes.

Rastenburg
Der südöstliche Teil der Provinz mit den Kreisen Bartenstein, Gerdauen, Angerburg, Treuburg, Lyck, Johannisburg, Sensburg, Lötzen und Rastenburg zählte zum Landgestüt Rastenburg, dessen letzter Landstallmeister Dr. Wilhelm Uppenborn war und in dessen Bestand sich zum Schluss 146 ostpreußische Warmbluthengste befanden, dazu ein Englischer Vollblüter und zwei Araber.

Braunsberg
Der Bezirk des Landgestütes Braunsberg war auch der Zuchtbezirk in welchem seit jeher ein kalibriges und eher derberes Warmblutpferd gezüchtet wurde, denn dort war schwerer Boden vorherrschend. Zu seinem Einzugsgebiet zählten die Kreise Labiau, Wehlau, Königsberg, Fischhausen, Heiligenbeil, Preußisch Eylau, Heilsberg, Rössel, Allenstein, Preußisch Holland, Mohrungen und Braunsberg und der letzte Leiter dieses Landgestütes war Hermann-Wilhelm von Warburg, dem 1944 146 Warmbluthengste unterstanden.

Marienwerder
Die Kreise Elbing, Marienburg, Stuhm, Marienwerder, Rosenberg, Osterode, Neidenburg und Ortelsburg gehörten zum Landgestüt Marienwerder, dessen letzter Landstallmeister Hans Ehlers war und das im letzten Jahr 1944 27 ostpreußische Warmbluthengste beherbergte.

1931 bis 1944
Landstallmeister Dr. Ernst Ehlert (* 1875; † 1957) hatte nur wenige Monate Zeit, das 200-jährige Jubiläum vorzubereiten und so ließ er von Reinhold Kübart in Berlin eine lebensgroße Statue des Hauptbeschälers Tempelhüter modellieren, denn dieser Hengst verkörperte nicht nur im Typ, Modell und als Vererber das Trakehner Pferd, sondern er stand gleichzeitig auch für fast drei Jahrzehnte Zuchtgeschichte und die Arbeit von vier Landstallmeistern von Trakehnen, denn Burchard von Oettingen, der Perfectionist xx, den Vater des Hengstes aus England holte züchtete ihn, Graf Sponeck entdeckte ihn im Landgestüt Braunsberg und gab ihm die Chance sich züchterisch zu beweisen, Siegfried Graf Lehndorff setzte ihn züchterisch verstärkt ein und pflegte ihn bis ins hohe Alter von 26 Jahren und unter Dr. Ernst Ehlert erhielt er sein Gnadenbrot und wohnte sogar als greiser Senior von 27 Jahren noch der Enthüllung seines bronzenen Abbildes bei.
Die Umstellung des Zuchtziels zum Ende des zweiten und zu Beginn des dritten Jahrhunderts der Trakehner Zucht seit 1732 hatte sich gefestigt und kann zu Recht als gelungen bezeichnet werden, denn auch wenn es zunächst so aussah, als ob sich die Wünsche der Reiterwelt nach leistungsbereiten Pferden mit denen neuen des Heeres nach starkknochigen Pferden zum Transport der Ausrüstung und der Landwirtschaft nach zugkräftigen Pferden zum Einsatz auf den bäuerlichen Betrieben sich nicht vereinbaren lassen würden können, kam das Trakehner Pferd nun allen Anforderungen sogar in nahezu vollendeter Weise entgegen, denn sowohl im Typ, als auch im Modell, in der Stärke des Knochenbaus und der Harmonie, dem Rahmen und dem Format des Körpers passte es zu seinem vielseitigen neuen Verwendungszweck. Das Attribut der Schönheit und der verbesserten Mechanik seines Ganges ließen es auch schnell wieder die Spitzenposition unter den Deutschen Warmblutzuchten einnehmen und so verwundert es nicht, dass schon bald wieder 350 Mutterstuten in Trakehnen im Zuchteinsatz standen deren Nachkommen den Bestand sicherten und aus denen das Hauptgestüt jedes Jahr 40 bis 50 Beschäler in die Landgestüte entsenden konnte.
Dr. Heinz Ehlert erkannte auch durchaus, dass die verdienstvollen Hauptbeschäler Ararad, Poseidon, Pilger, Kupferhammer und Hyperion ihren großen Anteil an den neu aufblühenden Zuchterfolgen hatten und darum setzte er sie auch weiterhin ein, ebenso wie Polarstern von Astor, Bussard von Waldjunker, Hirtensang von Parsival, Tyrann von Pilger, Hyperion und Pythagoras von Dampfroß, wobei letzterer vor allem seinen Zuspruch fand. Doch wie seine Vorgänger im Amt des Landstallmeisters prägte auch er seine Zeit mit Hengsten, die im Geist mit seinem Wirken verbunden blieben und bis heute auch bleiben.
Besonders bewährt haben sich hier ganz sicher der Schimmelhengst Cancara von Master Magpie xx und der Cymbal von Nana Sahib x, der zwar schon 1921 bis 1922, also vier- und fünfjährig als Hauptbeschäler unter Graf von Sponeck seinen Einsatz fand aber dann erst 1932 bis 1939 unter Dr. Heinz Ehlert seine große Wirkungszeit erhielt, Creon von Pythagoras und der Cremona von Ararad, der von 1940 bis 1944 in den hauptbeschälerstall einzog und Semper Idem von Dampfroß und der Semendria von Parsival, der 1939 bis 1943 als Hauptbeschäler wirkte.
Nachdem zum Zweck der Umzüchtung mehr Verstärkerhengste und kaum mehr Vollblut von Dr. Ehlerts Vorgänger im Amt eingesetzt wurde, kehrte er nun wieder zum sinnvollen und dosierten Einsatz des Englischen und des Arabischen Vollblutes zurück. Hengste wie die Graditzer Großinquisitor xx und Marduck xx gaben der Zucht erneut Härte und Leistungsbereitschaft, genauso wie Masaniello xx, Airolo xx, Marabou xx und Paradox xx und für den unvergleichlichen arabischen Flair verstärkten nach jahrelanger züchterischer Abstinenz Harun al Raschid A, der unvergessene Fetysz ox und Lowelas ox, deren orientalische Gene an das noch in den Herden vorhandene Erbgut von beispielsweise Nana Sahib x anknüpfen konnte.
In jener Zeit wurde im Vorwerk Taukenischken eine sechste kleine Mutterstutenherde, die sogenannte Araberherde zur Zucht eingestellt in welcher siebzehn Vollblutaraberstuten, drei englische Vollblutstuten und zehn besonders hochgezüchtete Trakehner Halbblutstuten dazu gehalten wurden, um den arabischen Urquell zu erhalten und weiter zu pflegen.
Aber auch in den anderen Herden konnte kontinuierlich die Qualität durch harte, weiterführende Selektion gesteigert werden und die Einheitlichkeit in Harmonie und Schönheit der Pferde war in der europäischen Gestütskultur wohl einmalig, denn die Konsolidierung der Stutenfamilien schufen eine hohe Vererbungssicherheit und ein sehr ausgeglichenes Niveau.
Bis heute wird an der Reinzucht des Trakehner Pferdes festgehalten und mit einem geschlossenen Zuchtbuch gearbeitet, in welches nur nachgewiesen reinblütige oder lediglich Stuten der Rassen Englisches oder Arabisches Vollblut zur Veredelung eingetragen werden können und die Stutenstämme ließen sich zur Zeit des Landstallmeister Dr. Ehlert bei 300 bis 350 Mutterstuten auf 40 Begründerstuten zurückführen und werden bis heute gepflegt.
1944 hatte die Ostpreußische Stutbuchgesellschaft etwa 15.000 Mitglieder mit etwa 14.000 Stuten und 765 gekörten Hengsten.

Oktober 1944 bis 1945 – Der große Treck
Dr Ehlert konnte die Früchte und Auswirkung seines Wirkens als Leiter von Trakehnen leider nicht mehr genießen, denn als die rote Armee Russlands im Oktober 1944 in die östlichen Kreise der Provinz eindrang, war eine Evakuierung von Menschen und Tieren nicht mehr möglich und so wurde die blühende Pferdezucht Ostpreußens innerhalb nur weniger Wochen unwiederbringlich vernichtet. Zwar handelte Dr. Ehlert entgegen dem Evakuierungsverbot des Gauleiters und verlud bereits im September 1944 die Hauptbeschäler, 140 der besten Mutterstuten nach Graditz und Neustadt/ Dosse und 60 Hengstjährlinge nach Hunnesrück in den Kreis Einbeck, doch durch den Einfall der Russen wenige Wochen später in Neustadt/ Dosse und die Verhinderung des Abmarsches durch die amerikanische Besatzung aus Graditz nach Westen fielen die Pferde und die Graditzer Vollblutzucht den Russen in die Hände.
Als am 17. Oktober 1944 endlich der Befehl erfolgte, die restlichen 800 Gestütspferde, das Nutzvieh, die Menschen und das bewegliche Inventar zu evakuieren, blieb dafür nur drei Stunden Zeit nach Georgenburg zu fliehen. In 10 Herden zu je 80 Pferden und drei Mann Begleitung schafften es Mensch und Tier in nur sechs Stunden die 70 Kilometer zurückzulegen und trotz schwierigster Umstände, der Durchquerung des brennenden Gumbinnen und der Furt der Angerapp, musste nur der Verlust eines Pferdes beklagt werden, welches sich an einem Bauernwagen verletzt hatte.
Nach wie vor war es aber den Vorwerken im Kreis Gumbinnen untersagt zu trecken und die Abfahrt der Gespannführer wurde entweder gewaltsam verhindert oder die wenigen die es schafften zu fliehen wurden erschossen, als sie von den Panzern der roten Armee eingeholt wurden.
Der Treck aus Trakehnen schaffte es bis Insterburg, wo die Rinderherde von einer Kommission beschlagnahmt wurde und floh dann weiter nach Preußisch Eylau und Osterrode. Doch im Januar 1945 rückten die Russen nach und es blieb nur noch die Flucht über das zugefrorene Haff, in dessen Eis viele Wagen versanken und auch die im Dezember 1944 im Remonteamt Perlin/ Mecklenburg-Vorpommern zusammengezogenen 290 Mutterstuten und Absatzfohlen aus Trakehnen erreichten zum großen Teil den rettenden Westen nicht, denn die Herden wurden zerstreut und der erste Zufluchtsort Graditz fiel wie bereits erwähnt, den Russen in die Hände und so gelang es lediglich 27 Mutterstuten, die zum Teil Fohlen bei Fuß führten unter Mithilfe des englischen Generals Brigadier L. Bolton, der einen Passierschein zur Überstellung in den Kreis Ratzeburg ausstellte, für die Zucht zu erhalten.
Doch nicht nur die Evakuierung des Pferdebestandes und der Menschen des Hauptgestütes stand unter keinem guten Stern, sondern auch die Flucht der kleinbäuerlichen Privatzüchter und der großen Privatgestütsbesitzer, die zum Teil bis zum Januar 1945 auf ihren Höfen und Gütern auf den Endsieg gehofft hatten oder bleiben mussten, denn auch sie erhielten keine Genehmigung zur Flucht und um ihr Leben und das ihrer Pferde zu retten, blieb ihnen nur das Zuwiderhandeln gegen den Befehl Hitlers, Ostpreußen nicht aufzugeben. So zog sich von Ende Oktober bis Januar eine lange Reihe Treckwagen mit den vorgespannten Pferden, den heimatlos gewordenen Menschen und deren Habseligkeiten durch das Land, auf der Flucht vor den russischen Panzern.
Ohne Rücksicht auf die hochtragenden Stuten oder die Fohlen nehmen zu können, mussten sie viele Kilometer zurücklegen, auf denen sie nicht nur gegen die beißende Kälte und den Hunger kämpften, sondern überdies noch dem feindlichen Beschuss aus der Luft und aus Panzern ausgeliefert waren. Wer nicht verhungert, erfroren oder erschossen worden war und noch ein Pferd hatte, der musste es wagen, mit dem Treckwagen über das zugefrorene frische Haff zu flüchten, denn als die Russen im Januar 1945 bei Elbing durchstießen, war Ostpreußen eingekesselt und alle Landwege zur Flucht abgeschnitten und so blieb nur noch der Weg über die Ostsee und das auf acht Kilometer zugefrorene Haff, das in schräger Richtung über eine Distanz von fast 25 Kilometern überquert werden musste.
Noch heute spricht man von der größten Leistungsprüfung, die je ein Pferd bestehen musste, denn die Strecke über das trügerische Eis, das stellenweise angetaut war und die Wagen nicht mehr trug, war gefahrvoll und viele von ihnen brachen ein.
Insgesamt waren es 630 warmblütige Landbeschäler aus den vier Landgestüten Georgenburg, Rastenburg, Braunsberg und Marienwerder gewesen, die im Herbst 1944 auf den Treck gingen – viele von ihnen sind verloren gegangen und ihr Schicksal lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Einige wurden auch in russische Gestüte am Don, bei Kaluga und in der Olast Kaliningrad oder in das Hauptgestüt Kirow gebracht, wo mit ihnen weitergezüchtet wurde, wie zum Beispiel die Hauptbeschäler Termit und Hellespont.
Einige Hengste aus Braunsberg und Rastenburg wurden später in der Pferdezucht der DDR registriert und im Jahr 1953 sogar 54 Original Trakehner Hengste, 36 davon aus Marienwerder dort gefunden werden.
Dr. Martin Heling gelang es insgesamt 83 seiner Hengste aus Georgenburg ins niedersächsische Gestüt Celle zu retten, doch nach der Requirierung einiger Tiere, dem Verkauf und der Kastration mehrerer Hengste blieben schlussendlich nur 50 Hengste aus Georgenburg und 18 Junghengste aus Hunnesrück, die dorthin im Sommer 1944 bereits ausgelagert wurden, der westdeutschen Zucht erhalten. Die restlichen der ursprünglich 60-köpfigen Herde wurden durch die Besatzungsmächte beschlagnahmt oder von polnischen Gestüten zur Zucht übernommen.
Grundlage der neuen Zucht im Westen waren schlussendlich 70 Hengste, von denen einige auch Privatbeschäler waren, deren Besitzer sie im großen Treck retten konnten.
Der letzte Original-Trakehner war der Hengst Keith, der 1941 in Trakehnen geboren war und im November 1976 in Gilten (Niedersachsen) kurz vor seinem 35. Geburtstag starb.
Insgesamt überlebten nur ungefähr 700 Ostpreußische den Zweiten Weltkrieg, die Flucht aus Ostpreußen und erreichten den Westen.

Die Trakehner Zucht nach 1945
Nach Kriegsende waren die Besitzer der geretteten Trakehner Zuchtpferde selten selbst in der Lage, die Zucht aus eigenen finanziellen Mitteln weiterzuführen, denn die meisten von ihnen hatten ihr Hab und Gut in Ostpreußen zurücklassen müssen und ohne Land und Geld war es fast unmöglich die Treckstuten wieder decken zu lassen und Fohlen für einen Neuaufbau zu züchten.
Darum war schnell klar, dass die verbliebenen Zuchtpferde auf größeren Zuchtstätten zusammengezogen werden und staatliche Mittel von Land und Bund erbeten werden mussten, um einen geregelten Neubeginn der Trakehner Zucht zu gewährleisten.
So entstanden vier Hauptgestüte des Trakehner Pferdes:

  • das Ostpreußengestüt Hunnesrück in Niedersachsen mit 50 Mutterstuten und vier Hengsten, mit denen in den Jahren 1946 und 1947 bereits wieder gezüchtet wurde wichtige Begründerinnen ihrer Stutenfamilien waren hier Corrida von Bussard, Goldelse von Polarstern, Halensee von Hannibal, Handschrift von Hirtensang, Isola Longa von Tyrann und Pelargonie von Lowelas ox und als Beschäler nahmen Hansakapitän, Absalon, Suomar, Altan und Anno sowie Tropenwald in den ersten Jahren Einfluss auf die Zucht.
  • das Trakehner Gestüt Rantzau in Schleswig-Holstein mit einem Hengst und zwanzig Mutterstuten, welche 1948 wieder der Zucht zugeführt werden konnten, wichtige Begründerinnen ihrer Stutenfamilien waren hier Kassette von Harun al Raschid und Suska von Hellespont und als Beschäler nahmen Totilas und Famulus in den ersten Jahren Einfluss auf die Zucht· das Trakehner Gestüt Schmoel-Panker der Hessischen Hausstiftung in Schleswig Holstein, wo vierundzwanzig Mutterstuten und zwei Hengste im Jahr 1948 Aufnahme fanden wichtige Begründerinnen ihrer Stutenfamilien waren hier Polarfahrt von Bussard, Handschelle von Polarstern, Corvette von Hirtensang, Blitzrot von Hirtensang, Kokette von Cancara, Tapete von Pythagoras und Herbstzeit von Bussard und als Beschäler nahmen Goldregen, Semper Idem, Totilas und Famulus in den ersten Jahren Einfluss auf die Zucht.
  • das Trakehner Verbandsgestüt Birkhausen in der Pfalz in welchem 1960 Stuten und Hengste zur Begründung eines vierten Hauptgestütes der Trakehner Zucht eingestellt wurden, wobei hier vornehmlich dem entgegengewirkt werden sollte, dass die Zucht zu sehr unter dem Einfluss von Pythagoras, Hyperion, Bussard und Hirtensang geriet und zunächst wurden auch nur Fuchsstuten aufgenommen, um den Zuchtbestand ein einheitlich geprägtes Bild zu geben – später jedoch beugte man sich den Wünschen des Marktes und nahm auch braune und Schimmelstuten in die Herde.

Heute ist die Zucht des Trakehner Pferdes aber wieder in privater Hand und inzwischen auch eine Bundeszucht, die sich in zehn verschiedene Zuchtgebiete unterteilt und sogenannten Landesvertretern untersteht.
Sitz des Verbandes der Züchter des Warmblutpferdes Trakehner Abstammung e.V., der am 23. Oktober 1947 in Hamburg gegründet wurde und die Nachfolge der Ostpreußischen Stutbuchgesellschaft antrat, ist im Scheswig-Holsteinischen Neumünster, wo auch alljährlich seit 1963 am letzten Oktoberwochenende die Hauptkörung der Hengste statt findet.
Noch immer zählt die Rasse des Trakehner Pferdes zu den edelsten Deutschen Pferderassen und wurde neben dem Englischen Vollblut nach dem zweiten Weltkrieg in vielen Deutschen Landeszuchten eingesetzt, um die Umzüchtung der schweren Wirtschaftspferde vorzunehmen. Der Hannoveraner Verband zum Beispiel bediente sich zum Beispiel der Trakehner Hengste Abglanz und Lateran oder Semper Idem und so wurde aus dem ehemaligen Pferd, das vornehmlich in der Landwirtschaft eingesetzt wurde ein deutlich eleganteres Reitpferd für alle Sparten des Reitsportes.

Einsatz von Fremdblut in der Trakehner Zucht
Auch heute wird der Trakehner innerhalb seines Verbandes jedoch reinblütig gezüchtet, was bedeutet, dass nur Trakehner Pferde nachweislicher Trakehner Abstammung und zur
Veredelung Englische und Arabische Vollblutpferde, sowie Angloaraber und Shagya Araber zur Zucht von Trakehner Pferden eingesetzt werden dürfen.

Das Zuchtziel
Der Trakehner Verband definiert das Zuchtziel wie folgt:
Zuchtziel ist ein gesundes, im Trakehner Typ stehendes, großrahmiges und korrektes, in seinen Formen harmonisches, dabei rittiges und vielseitig veranlagtes Reit- und Sportpferd mit gutem Interieur, schwungvollen, raumgreifenden elastischen Bewegungen. Guter Charakter, ausgeglichenes Temperament, Intelligenz, Leistungsbereitschaft, sowie Ausdauer und Härte in der Leistung sollen besonders hervorstechende Eigenschaften der inneren Veranlagung sein.

Die Abstammung
Die Trakehner Zucht lässt sich genetisch lückenlos auf die Gründung des Hauptgestüts Trakehnen im Jahre 1732 durch königlich preußische Anordnung zurückführen.
Bis heute werden die Trakehner als einzige Reitpferderasse nach den Prinzipien der Reinzucht mit hohen genetischen Anteilen des englischen und arabischen Vollblutes, des Shagya- und des Anglo-Arabers unter Berücksichtigung der nachstehenden Selektionskriterien gezüchtet.
Hauptaufgabe des Verbandes ist es, diese Ursprungszucht in ihrer besonderen trakehnerspezifischen Ausprägung zu fördern und durch geeignete Maßnahmen einen bestmöglichen Zuchtfortschritt sicherzustellen.

Äußere Erscheinung
Farben: Alle Farben (auch Schecken – gerade sie erfreuen sich in den letzten Jahren besonderer Beliebtheit)
Größe: Angestrebt werden 160 bis 170 cm Stockmaß (Widerristhöhe)
Typ: Der Trakehner verkörpert die edelste deutsche Reitpferderasse, vor allem gekennzeichnet durch den Trakehner Rassetyp. Erwünscht ist das besonders elegante Erscheinungsbild eines großlinigen, dabei harmonischen und edlen Reitpferdes, geprägt durch Ausdruck, Adel und Markanz. Die Prägung des Trakehner Typs soll in einem trockenen ausdrucksvollen Kopf, einem großen Auge und gut geformter Halsung, plastischer Bemuskelung sowie korrekten, klaren Gliedmaßen zum Ausdruck kommen. Zuchthengste und Zuchtstuten sollen über einen typischen Geschlechtsausdruck verfügen.
Körperbau: Erwünscht ist ein großliniger und harmonischer Körperbau, der das Pferd in die Lage versetzt, auch seine Leistung in sportlichen Bereichen zu erbringen.
Dazu gehören: Eine mittellange, sich zum Kopf hin verjüngende Halsung, gute Ganaschenfreiheit, eine große, schräg gelagerte Schulter, ein markanter, weit in den Rücken hineinreichender Widerrist, ein funktionsfähiger Rücken, der die Anforderungen an ein athletisches Sportpferd erfüllt und der Bewegung, Schwingung, Tragkraft und Gleichgewicht vereint, eine lange, leicht geneigte, kräftig bemuskelte Kruppe sowie eine harmonische Rumpfaufteilung in Vor-, Mittel- und Hinterhand. Weiterhin erwünscht ist ein zum Körperbau passendes trockenes Fundament mit korrekten großen Gelenken, mittellangen Fesseln und wohlgeformten Hufen, das eine lange Gebrauchsfähigkeit erwarten lässt.

Bewegungsablauf
Erwünscht sind fleißige, taktmäßige und raumgreifende Grundgangarten (Schritt 4-Takt, Trab 2-Takt, Galopp 3-Takt). Die Bewegungen sollen elastisch und energisch aus der Hinterhand entwickelt, über den locker schwingenden Rücken auf die frei aus der Schulter vorgreifende Vorhand übertragen werden. Die Bewegungsrichtung der Gliedmaßen soll dabei gerade und nach vorn gerichtet sein.
Der Bewegungsablauf im Schritt soll losgelassen, energisch und erhaben sein bei klarem Ab- und Auffußen. Der Bewegungsablauf im Trab und Galopp soll bei klar erkennbarer Schwebephase elastisch, schwungvoll und leichtfüßig, getragen mit natürlicher Aufrichtung und Balance ausgestattet sein. Knieaktion ist erwünscht.
Springen: Erwünscht ist ein elastisches, vermögendes und überlegtes Springen, welches Gelassenheit und Intelligenz erkennen lässt. Im Ablauf sind deutliches sich Aufnehmen, ein kraftvolles und schnelles Abfußen beim Absprung, ein ausgeprägt schnelles Anwinkeln der Gliedmaßen, ein aufgewölbter Rücken bei deutlich hervortretendem Widerrist und abwärts gebogener Halsung mit sich öffnender Hinterhand (Bascule) erwünscht. Beim Gesamtablauf soll der Fluss der Bewegung und der Rhythmus der Bewegung des Galopps erhalten bleiben.

Innere Eigenschaften
(Leistungsveranlagung, Charakter, Temperament und Gesundheit)
Erwünscht ist ein unkompliziertes, umgängliches, gleichzeitig einsatzfreudiges, nervenstarkes und verlässliches Pferd, das einen wachen, intelligenten Eindruck macht und durch sein Auftreten und Verhalten gute Charaktereigenschaften sowie ein gelassenes, ausgeglichenes Temperament erkennen lässt.
Unerwünscht sind insbesondere im Umgang schwierige, nervöse, ängstliche oder feige Pferde.
Erwünscht sind weiterhin robuste Gesundheit, gut psychische und physische Belastbarkeit, natürliche Fruchtbarkeit sowie das frei sein von Erbfehlern.

Die Stutenfamilien
Die Stutenstämme werden auch in der Neuzeit noch gepflegt und sie sind beileibe kein züchterischer Wahn oder das Wahren verstaubter Traditionen, sondern stellen einen hohen züchterischen Kulturwert dar, weil die Reihe der Generationen durchaus Rückschlüsse auf die Vererbung bestimmter Anlagen zulässt, welche sich durch sorgsamen Erhalt und gezielte Potenzierung konsolidierten.
Im Jahr 2003 waren 4.137 Stuten in den verschiedenen Abteilungen der Stutbücher vom Trakehner Verband registriert. Diese Population verteilte sich auf 331 Stutenfamilien und es kann gesagt werden, dass sich 90% der Zuchtstuten einem bestimmten Stutenstamm zuordnen und sich auf die Stammstute zurückführen lassen.
Bereits in Trakehnen war es üblich, die Fohlen nach dem Anfangsbuchstaben des Namens der Mütter zu benennen.
Diese Regelung würdigt nicht nur die Bedeutung des mütterlichen Abstammung und ihrer Stutenfamilie, sondern es vereinfacht es auch, die für den Züchter interessanten, sich aus dieser Familie lesbaren Informationen bezüglich Passanpaarungen oder bestimmter Eigenschaften, die es entweder zu verbessern oder zu erhalten gilt, zusammenzustellen.

Die Hengstlinien
Die Hengste lassen sich ebenfalls auf ihre Stammväter zurückführen und es sind dies mehrere Hengstlinien, welche sich bis auf ihre Begründer zurückverfolgen lassen und so seien hier nur einige genannt:

  • die Dampfroß-Linie vertreten z.B. durch Totilas, Gunnar, Hessenstein, Herzbube, Heuriger, Hyalit
  • die Perfectionist xx – Linie, vertreten z.B. durch Impuls, Schwalbenflug, Schwalbenfreund, Kassius
  • die Parsival-Linie vertreten z.B. durch Altan, Cyklon, Erzsand
  • die Hirtenknabe-Linie vertreten z.B. durch Hansakapitän, Obermaat, Golddollar, Traumulus
  • die Padorus-Linie vertreten durch Löwentin, Perlenfischer, Julmond
  • die Obelisk-Linie vertreten durch Alaskafuchs, Albatros, Atreus, Ovid
  • die Pilger-Linie vertreten durch Herbstwind, Carajan, Bergamo, Sarafan
  • die Elsässer-Tauentzien-Jocus-Linie vertreten durch Malachit, Postmeister, Kokoschka
  • die Master Magpie xx-Linie vertreten durch Cancara, Altgesell, Falstaff, Fasan
  • die Anarch xx-Linie vertreten durch Topas
  • die Fetysz ox-Linie vertreten durch Famulus, Maharadscha, Flaneur, Arogno
  • die Stern xx-Linie vertreten durch Anteil, Sterndeuter, Tannenberg, Herbsttanz

Allerdings haben sich teilweise innerhalb der Linien noch einmal eigene Linien gebildet, sodass nun manche Linien über mehrere Zweige verfügen, wenn die Söhne der Begründerhengst eigene Linien begründeten, wie bei Dampfross und Perfectionist xx und andere haben an Bedeutung verloren oder sind fast erloschen, wie die Obelisk-Linie, die Stern xx-Linie oder die Padorus-Linie.

Die Dampfroß-Linie.
stand einst für Knochenstärke, Tiefe, Robustheit und Wirtschaftlichkeit der Nachommen
Dazu gehören einerseits über seinen Sohn Hyperion,
die Pregel-Linie über Tropenwald – Termit – Hyperion – Dampfroß
und die Abglanz-Linie über Termit – Hyperion – Dampfroß
und über seinen Sohn Pythagoras
die Komet-Linie über Goldregen – Creon – Pythagoras – Dampfroß
die Gabriel-Linie über Gigant – Guido – Pythagoras – Dampfroß
und die Neujahr-Linie über Neumond – Dampfroß

Die Perfectionist xx-Linie
stand für sehr leistungsbetonte, mit hochwertigen Reiteigenschaften ausgestattete Nachkommen
Schon in Trakehnen wurden die drei Perfectionist xx-Söhne Tempelhüter, Jagdheld und Irrlehrer zu Linienbegründern
Dazu gehören über seinen Sohn Tempelhüter
die Schabernack-Linie über Schöner Abend – Abendstern – Poseidon – Pirat – Tempelhüter – Perfectionist xx-
und die Patron-Linie über Tranzyt – Akcjonariusz – Tempelhüter- Perfectionist xx-
und über seinen Sohn Jagdheld
die Impuls-Linie über Humboldt – Hutten – Ararad – Jagdheld – Perfectionist xx-
Die Heros-Linie über Humboldt – Hutten – Ararad – Jagdheld – Perfectionist xx-
Die Thor-Linie über Humboldt – Hutten – Ararad – Jagdheld – Perfectionist xx-

In der Zeit nach 1945 Zeit kamen vor allem Hengstlinien hinzu, welche auf Vollblutstämmvätern beruhen wie zum Beispiel
die Linie des 1949 geborenen Pindar xx, der über seinen Urenkel Ibikus Zuchtgeschichte schrieb
oder die des 1963 geborenen Pasteur xx, dessen Linie zu einem der besonders breiten und stark entwickelten Hengststämme gehört, welcher die Zucht deutlich beeinflusst und dessen Söhne Mahagoni und Michelangelo zu den wohl mit bedeutendsten Hengsten der neueren Zuchtgeschichte gehören und für den auch Kostolany mit seinem Sohn Gribaldi und dessen Sohn Hofrat steht
oder auch des 1973 geborenen Swazi xx, dessen Sohn Consul vor allem im Dressursport für eine Reihe hochtalentierter Pferde sorgte und gleichzeitig auch vielseitig begabte und vererbende Hengste zeugte
aber auch auf arabische Wurzeln gründende Hengststämme finden in der Neuzeit noch zu Glanz und Gloria und so ist der Habicht-Sohn Sixtus eigentlich schon als Linienbegründer zu bewerten, obwohl er auf den Angloaraber Burnus zurückgeht, doch allein sein Sohn Buddenbrock mit seinen zahlreichen Söhnen, Enkeln und Urenkeln käme wohl schon als Stammvater vieler erfolgreicher Sport- und Zuchtpferde in Frage und die Körungen werden in jedem Jahr von den Sixtus-Nachfahren dominiert
und auch die Hengstlinie die über Polargeist zu Dämon ox und dessen Vater Gharib ox, den schwarzen Araber aus Marbach führt, dessen Nachkommen nicht nur in der Araberzucht, sondern auch in der Württemberger und der Trakehner Zucht Spuren hinterließen und dem zum Beispiel auch der einstige Siegerhengst Holunder entstammt.

Fazit
Trakehner sind Pferde mit Geschichte und Tradition – sicher nicht immer einfach und auch nicht für jeden Menschen geeignet, aber wer sensible, intelligente und leistungsbereite Pferde schätzt, der wird von ihnen auch sicher nicht enttäuscht.

Copyright by Trakehnerforum.de

Quellen: Trakehnens Pferde von Erhard Schulte, erschienen im Cadmos Verlag
Trakehner Stutbücher Band I und II
Stutbuch von Trakehnen Band 6 von Jürgen von Henninges, erschienen im Selbstverlagverlag des Herausgebers
Trakehner Hengstregister von Lars Gehrmann/ Anne-Rosa Gusovius erschienen im Cadmos Verlag
Trakehner Hefte und DerTrakehner
Sowie Trakehner Verband Neumünster

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